Gedichte über die Natur

Gedichte über die Natur

Reime über Gottes gute Schöpfung

Gedichte über die Natur

Hoffnungssänger

Samstagmorgen um halb acht: 

Zu Ende ist nun meine Nacht, 

denn vor dem Fenster zwitschert leise 

der kleine Vogel namens Meise 

und macht mich unter meinem Dach

im Morgengrauen schon hellwach.

 

Erst ärgert mich ja dieser Wecker; 

in meinem Herzen ist Gemecker:

„Wie kann man denn im Dunkeln singen 

und fröhlich auf den Ästen springen? 

Was hat das kleine Tier entdeckt?“

Mein Interesse ist geweckt! 

 

So geh’ ich an die Fensterscheibe, 

wo ich dann lange stehenbleibe.

Ich hör’ in aller Seelenruh’ 

nun jener kleinen Meise zu, 

weil sie bei diesem Dämmerlicht

so ganz entschlossen zu mir spricht: 

 

„Ich weiß es selbst von dem Erfinder: 

Der Frühling folgt auf jeden Winter.

Und Licht kommt nach der Dunkelheit, 

die Unbeschwertheit nach dem Leid.

Und dauert manche Nacht auch länger — 

ich pfeife als dein Hoffnungssänger!“
 

„Das will ich auch!“, denke ich mir. 

„Ich möchte wie das kleine Tier 

mich bei Nacht bereits erheben 

und mit Pfiff dann weitergeben, 

dass jedes Dunkel sich verzieht — 

mit einem schönen Hoffnungslied!

Zu sehen ist eine Landschaft mit allen vier Jahreszeiten / Gedichte über die Natur

Wie ein Garten sein

Ich möchte wie ein Garten sein, 

weil er sich stetig wandelt.

Ich bin dann selbst bei mir daheim 

und will nur leise handeln. 

 

Dem Sturm, dem Winter halt’ ich stand, 

hab’ Kraft in mir gespeichert, 

was hier — auf diesem kleinen Land —

die Welt um mich bereichert.

 

In jedem Frühling treib’ ich neu; 

ich will nichts hinterfragen 

und fühle mich ganz frisch und frei, 

zu blüh’n und auszuschlagen. 

 

Im Sommer reife ich heran; 

ich will mich gar verschwenden, 

bis ich im Herbst Frucht bringen kann, 

um Nahrhaftes zu spenden. 

 

Ich möchte wie ein Garten sein,

Lebendigkeit versprühen,

mit Farbenvielfalt auch erfreu’n — 

ergeben, ohne Mühen.

Gedichte über die Natur

Gedichte über die Natur

Hoffnungsträge(r)

Ich schaue jetzt in die Natur 

und folge froh der Frühlingsspur.

Für dich war es noch nicht zu spät, 

hast treu mit Zärtlichkeit gesät

und junges Leben schon gepflanzt.

Mein Herz ist froh, die Seele tanzt, 

weil auch in mir die Kraft erwacht — 

nach dieser langen Winternacht.

 

Es war unendlich trist und grau; 

nun seh’ ich rosa, rot und blau, 

gelb und lila, weiß und grün.

Die Luft riecht frisch nach Neubeginn — 

durch die Blumen und die Bäume.

In mir schlummern Lebensträume, 

weil du das Morgen wachsen lässt. 

Der Schnee von gestern liegt nicht fest.

 

All das belebt Gefühl, Vernunft.

Und dann erblicke ich den Stumpf. 

Aus „totem“ Holz kommt doch ein Zweig; 

das ist ein großer Fingerzeig — 

von dir, der uns das Glauben lehrt 

und uns die Hoffnung nicht verwehrt, 

der neue Freude in uns weckt, 

weil in uns auch das Leben steckt.

 

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Drei Blüten von Vergissmeinnicht - Gedichte aus der Natur.

Säen und Sehen

Die Seele ist ein Blumenbeet; 

du hast den Samen ausgesät. 

Da blühen nun „Vergissmeinnicht“ — 

bei Wärme und im Sonnenlicht. 

Und wenn dann in der kleinen Welt 

der Sturm weht und der Regen fällt, 

wenn Schnee die Erde auch bedeckt 

und meine Blümchen fast versteckt, 

dann denk’ ich an ihr Himmelsblau 

und weiß auch wieder ganz genau, 

dass du sie dennoch hegst und pflegst 

und deine Arme um sie legst, 

damit sie wachsen und gedeihen 

und weiter Freude hier verleihen! 

Ein Stiefmütterchen zwischen Beton - Gedichte über die Natur.

Unerschöpflich

Eine kleine, hübsche Pflanze

blüht und strahlt im vollen Glanze.

Sie zeigt uns ihre Position

in den Rissen von Beton.

 

„Bewundernswert…“, so denk´ ich mir,

„… an diesem Standort – solche Zier!

Wie hat sie das denn nur geschafft?

Und – woher kamen Mut und Kraft?“

 

Der Same war für sie gelegt.

Gott selbst hat sie gehegt, gepflegt,

hat Wachstum ihr gegeben.

Er wollte – unbedingt – ihr Leben,

um uns Menschen Mut zu machen.

Sie ist ein Sinnbild für sein Wachen,

wenn wir ermatten, nichts erreichen:

In Wüsten schenkt er Hoffnungszeichen!

Gedichte über die Natur

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Die Rose

Die Rose scheint im Aufbruch 

und ist sich nicht ganz grün. 

Sie hegt an sich den Anspruch: 

„Ich möchte schön erblüh’n!

Doch dann muss ich viel wagen, 

mich zeigen — ganz direkt 

und das ganz offen tragen, 

was längst schon in mir steckt.“

 

Die Rose scheint im Aufbruch 

und sieht noch vieles grau.

Sie fürchtet so den Einbruch; 

die Knospe trägt den Tau.

„Wenn ich mich offen zeige, 

verletzt man mich vielleicht.

Mag sein, ich hab’ auch Freude; 

die Offenheit macht reich?!“

 

Die Rose scheint im Aufbruch 

und wird in sich ganz rot.

Sie wagt nun einen Versuch 

und blüht in einem fort.

Sie gibt sich hin — in Liebe, 

verströmt den Duft auch sacht 

und tut … mit allen Trieben,

wozu sie einst erdacht! 

 

Die Rose scheint im Aufbruch 

und färbt auf alle ab.

Sie denkt nicht mehr an Ausbruch, 

weil Gott ihr Wurzeln gab.

Nach jedem Sommerregen 

erfreut sie sich am Licht.

Sie schenkt auch lauter Segen; 

gibt Menschen Zuversicht! 

 
Zu sehen sind ein Adler und ein Schwan am Bergsee.

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Unter-stützt

Sind Adlerjungen erstmal groß, 

dann wird die Mutter rigoros 

und auch ein bisschen rabiat, 

weil sie den Wunsch im Herzen hat:

Die Kleinen sollen bald erkennen, 

dass sie — wie Mama — fliegen können. 

Sie wirft die Daunen aus dem Nest, 

in die es sich gut kuscheln lässt.

Auch das Moos muss nun verschwinden.

Die Kinder sollen nichts mehr finden, 

was ihnen Nestwärme verspricht; 

sie spüren, wie es pikst und sticht …

 

Zum Nachwuchs sagt sie dann beizeiten: 

„Ihr habt jetzt zwei Möglichkeiten: 

„Ihr könnt sogleich von euch aus springen …

Oder sonst muss ich euch zwingen, 

um endlich in der Luft zu schweben 

und eure Bestimmung auszuleben.

Die Jungen zeigen ihr den Vogel 

und fangen auch nicht an zu jodeln.

„Bislang gab sie uns immer Futter 

und nun wird sie zur Rabenmutter!

Was will sie uns von hier vertreiben; 

wir wollen gern für immer bleiben!“ 

 

Und als ein Junges nun das Nest 

im hohen Bogen schier verlässt, 

behält die Mutter es im Blick 

und fliegt ihm nach — mit viel Geschick, 

damit es nicht für immer strandet, 

auf ihrem Rücken sicher landet.

Die Prozedur geschieht so oft, 

bis der Adler — wie erhofft — 

doch die rechte Kurve kriegt 

und kraftvoll in den Himmel fliegt, 

damit er niemals mehr vergisst, 

dass er dazu berufen ist.

 

                         ~ ~ ~

 

Ich überlege auf die Schnelle:

Es gibt bei mir auch solche „Fälle“.

Und wenn ich sie mir recht anschaue 

und mir selber dann vertraue,

fordern sie mich zwar heraus, 

doch ich wachs‘ über mich hinaus … 

 

Und so dank’ ich einem jeden, 

der mich begleitet auf den Wegen, 

der mein Potential auch sieht

und nicht sofort von mir flieht, 

wenn ich fehle und versage 

und zuweilen auch verzage.

 

Ihr seid der Wind in meinen Flügeln 

— auf allen meinen Lebenshügeln.

Nur durch euch kann ich schon fliegen, 

Angst und Zweifel auch besiegen,  

weil ihr mich auffangt und mich schützt — 

in jeden Fall doch unter-stützt!

Was ich an den Schwänen seh'

Als ich heut am See spaziere,

sehe ich die stolzen Tiere —
zwei Schwäne, die sich da am Steg
gemütlich, friedvoll hingelegt.
Die Sonne darf die beiden wärmen —
und ich kann vieles durch sie lernen,
denn ohne irgendwas zu tun,
kann jeder in sich selber ruh‘n.
 
Sie wachen auf und putzen sich.
Was ich nun denke, stört sie nicht.
Sie halten sich ganz einfach rein
und tun es nur für sich allein.
Nach einer Weile steh‘n sie auf;
noch immer sind sie ganz gut drauf.
Sie heben weit ihr hübsches Haupt,
weil jeder an sich selber glaubt.

Ich sehe, wie sie vorwärts schreiten
und bald darauf im Wasser gleiten.
Bei Wellen schwimmen sie im See —
die Köpfe ragen in die Höh‘
und werden sich auch zu mir neigen.
Sie wollen mir mit Würde zeigen,
dass sie mit Liebe und Bedacht 
vom Schöpfer wundervoll gemacht.
 
Die Schwäne kommen ganz entspannt 
dann auch wieder an das Land.
Sie suchen und sie finden Fressen;
nichts und niemand kann sie stressen.
Sie machen sich halt keine Sorgen,
leben nicht im Gestern, Morgen
und genießen Stück um Stück 
nur jeden kleinen Augenblick!

 

Gedichte über die Natur

Vogel(un)frei

Ein Vogel sitzt im Bauer —

und das schon lange Zeit.

Sein Herz ist voller Trauer; 

er weiß um Angst und Neid.

Denn durch die Gitterstäbe

sieht er den Brüdern zu.

Er möchte sich erheben 

und findet keine Ruh’.

 

Im Traum, da kann er fliegen — 

beschwingt von Ast zu Ast.

Ihm fehlt so das Vergnügen … 

ganz frei von seiner Last.

Er traut sich nicht zu singen,

so wie’s die andern tun.

Die Stimme will schon klingen; 

doch fehlt ihr nur der Ton. 

 

Im Lauf der vielen Jahre 

verkümmert er so schier.

Er sieht die Vogelpaare 

und sehnt sich nach dem „Wir“.

Im Bangen und im Hoffen, 

da hat er nicht bemerkt: 

Die Tür steht immer offen;

er ist nicht eingesperrt!

Ein Tausendfüßler auf einem Blatt - Gedichte über die Natur.

RoTieren

Dem Tausendfüßler fehlt ein Bein,

und mancher sagt: „Wie kann das sein?

Ein Tier mit solchem Handicap 

darf es nicht geben. Es muss weg,

entspricht auch gar nicht unsrer Norm,

ist ja kaum – wie wir – in Form!“

 

Der Tausendfüßler ist verletzt,

weil sein Dasein stört, entsetzt.

Er will doch nur in Frieden leben

und jeden Tag sein Bestes geben…

So reißt er sich ein Bein stets aus,

um das zu zeigen – Katz’ und Maus.

 

Jeder hat doch Schönheitsflecken –

ob Bremsen, Tauben, Pumas, Schnecken,

Schweine, Hunde oder Mücken …

Sie sollten doch zusammenrücken.

um einander zu ergänzen.

So entwichen große Grenzen!

Eine Biene auf einem Blatt - Gedichte über die Natur.

Verwunden

Ich verzog heut meine Miene, 

denn mich stach die kleine Biene 

mitten auf den Oberarm. 

Ich merkte gar nicht, dass sie kam. 

 

Weiß diese dumme Biene nicht, 

wenn sie einen Menschen sticht, 

dass ihr ein böses Unheil droht? 

Nach kurzer Zeit ist sie dann tot! 

 

Nun will ich diese Szene deuten: 

Wie dem Tierchen geht’s uns Leuten. 

Hab‘ ich einen nur gestochen 

und ihm dann das Herz gebrochen, 

hätt‘ auch ich den Tod verdient. 

Doch Jesus hat für mich gesühnt. 

Durch sein Sterben darf ich leben. 

Das ist gütig … zugegeben! 

Gedichte über die Natur

Zurück zu den Wurzeln

Lange war ich heut im Wald, 

sah mehr als einen Baum. 
Doch einer war besonders alt. 
Erst schätzte ich ihn kaum. 
 
Die Wurzeln wachsen tief und fest 
seit Jahren in den Boden ein. 
Doch streckt sich der gesamte Rest 
weit, hoch bis in den Sonnenschein. 
 
Sein Standpunkt ist damit ganz klar. 
Der Baum kann zu sich stehen. 
Doch ist er keineswegs nur starr, 
kann Stürme überstehen. 
 
Er atmet für uns Gifte ein, 
hilft Schlechtes umzuwandeln. 
Der Baum will Lebensspender sein. 
Ich dank ihm für sein Handeln. 
 
Nach jedem Winter treibt er neu – 
das ist nunmehr sein Ziel. 
Trotz Kälte bleibt er uns so treu. 
Der Baum steht für so viel!

Gedichte über die Natur

Gedichte über die Natur

Spuren im Sand - Gedichte über die Natur.

Durch-Tragen

Die Spuren im Sand,

die Schritte im Schnee:

Ich bin recht entspannt, 

weil ich durch sie seh’, 

— dreh’ ich mich nur um —

der Eine geht mit. 

Ganz treu, froh und stumm 

hält er mit mir Schritt. 

Er ist auch bei mir

in schweren Tagen. 

Und falle ich hier,

so wird er mich tragen.

 

Er sagt das jetzt zu;

es gilt das Versprechen. 

Mein Herz findet Ruh’,

es wird nicht zerbrechen! 

Zu sehen eine Perle in einer Muschel am Strand.

Das Perlen-Wunder im Leben

Ich hörte von der Muschel,

in die ein Sandkorn drang.

Sodann folgte Genuschel:

„Das ist mein Untergang!

Ich will das Ding nicht haben…

Es tut nur weh; es stört!“

So fing sie an zu klagen;

danach war sie empört.

 

Es dauerte sehr lange –

die Muschel fügte sich.

Ihr war zwar angst und bange,

weil dieses Korn nicht wich!

Sie hat es angenommen.

Der kleine Querulant

verwandelt sich vollkommen

zur Perle – ganz brillant.

 

So will ich mich nicht wehren,

nehm’ an, was nun geschieht.

Ich möchte mich bewähren,

umarm’ den Störenfried. 

Die Not in diesem Leben, 

die mich heut niederdrückt,

die wächst heran zum Segen,

zu Schönheit und zu Glück!

 

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Das Blümlein

Das Blümlein hat noch nie gefragt:

„Was bringt mir das Bemühen?“
Mit Freude hat es zugesagt: 
„Na klar, ich will hier blühen! 
Es ist eine Natürlichkeit, 
mich für euch hinzugeben, 
damit ihr euch an mir erfreut;
dafür bin ich am Leben!“
 
„Ich sage es dir, Blümelein:
Auf mich wirkst du so weise!
Du willst für mich ein Vorbild sein — 
auf meiner Lebensreise!
Drum tue ich es dir gern gleich 
und lass mich nicht mehr blenden.
Ich mache meine Umwelt reich, 
kann Liebe auch verschwenden.“

Gedichte über die Natur

Eine Schnecke kriecht am Ast - Gedichte über die Natur.

Die Fühler ausstrecken

Die kleine Schnecke hält nicht Schritt,

kommt kaum mit unsrem Tempo mit.

Nur langsam kriecht sie hier voran –

erreicht das Ziel doch irgendwann…

 

Von Wert ist, niemals zu vergessen:

Ich muss mich nicht an andern messen! 

Ein Schmetterling auf einer Blume - Gedichte über die Natur.

Entpuppt

Die Raupe kriecht am Boden ‘rum 

und findet dieses Dasein dumm. 

Sie möchte einmal anders leben — 

möchte wachsen, fliegen, schweben. 

Dann windet sie sich hin und her; 

das fällt ihr im Kokon sehr schwer. 

Doch so entpuppt sich dieses Ding

und wird ein schöner Schmetterling. 

 

Im Leben kann sich alles wandeln — 

vertrau’ ich meines Schöpfers Handeln 

und tu’ ich selber, was ich kann, 

denn darauf kommt es zeitgleich an! 

Gedichte über die Natur

Gedichte über die Natur

Herbstgedanken

Der Baum will Farbe nun bekennen —
in grün und braun, in gelb und rot.
Er kann sich leicht von allem trennen,
was nicht mehr passend ist und gut.

Der Baum hat alles hingegeben —
im Lauf vom letzten halben Jahr:
die Blüten, Früchte … ja, sein Leben,
weil das der Sinn des Daseins war.

Doch nun wird dieser Baum gelassen
und will in nächster Zeit nur ruh’n
und so das Leben ganz erfassen —
mit Sein und Haben nach dem Tun.
 
Ich möchte von dem Baum gern lernen,
nachdem ich Früchte auch gebracht
und mich von allem dann entfernen,
was mich nicht nährt, was kraftlos macht.
 
Auch ich will ruhen von den Werken.
Und so frag’ ich mich im Herbst:
Wer und was kann mich bestärken,
bis ich ganz aufblüh’ — im März? 

Aus der Vogelperspektive

Der Baum will Farbe nun bekennen —
in grün und braun, in gelb und rot.
Er kann sich leicht von allem trennen,
was nicht mehr passend ist und gut.

 

Der Baum hat alles hingegeben —
im Lauf vom letzten halben Jahr:
die Blüten, Früchte … ja, sein Leben,
weil das der Sinn des Daseins war.

 

Doch nun wird dieser Baum gelassen
und will in nächster Zeit nur ruh’n
und so das Leben ganz erfassen —
mit Sein und Haben nach dem Tun.
 
Ich möchte von dem Baum gern lernen,
nachdem ich Früchte auch gebracht
und mich von allem dann entfernen,
was mich nicht nährt, was kraftlos macht.
 
Auch ich will ruhen von den Werken.
Und so frag’ ich mich im Herbst:
Wer und was kann mich bestärken,
bis ich ganz aufblüh’ — im März? 

Gedichte über die Natur

Gedichte über die Natur

Aufgebäumt?

„Ob der Baum im Innern wettert?”, 

frag’ ich in der Winterzeit. 

„Denn der Sturm hat ihn entblättert. 

Wo ist denn sein Sommerkleid?

In dem Frühling gab er Blüten 

und nach Wochen reife Frucht.

Doch dann kam des Windes Wüten, 

das Entlauben auch mit Wucht.“

 

„Nein, ich bin nicht aufgelöst 

und schon gar nicht durch den Wind.

Hat der Herbst mich auch entblößt — 

etwas Neues schon beginnt. 

Jede Wurzel tief im Boden 

nährt das Leben in mir drin.

Und die Krone zeigt nach oben; 

ich streck’ mich zum Himmel hin. 

 

Bald siehst du es an den Trieben: 

Sommer wohnt in meinem Stamm.

Damit kenn’ ich kein Betrüben; 

auf die Weitsicht kommt es an!“

Das erwiderte der Baum, 

als ich damals mit ihm sprach.  

Diese Worte gaben Raum,

gingen mir noch lange nach.

 

Auch mich umfängt der Winter.

Doch der Wind wird sich bald dreh’n. 

Denn der Frühling steckt dahinter; 

und ich werd’ den Sommer seh’n. 

In mir brodelt auch das Leben; 

ich hab’  Wurzeln tief und fest,

will mich nur dem Licht hingeben, 

weil das Spuren hinterlässt!

Ein kahler Baum im Winter - Gedichte über die Natur.

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