Gedichte über Schein und Sein
Reime über unsere Identität
Gedichte über Schein und Sein
Gedichte über Schein und Sein

Das große Ja
Es war stets da: Das große Ja,
was auch mir gilt und mich erfüllt.
Es lädt mich ein, ich selbst zu sein,
mit meinen Werken und meinen Stärken,
mit allen Fehlern, in dunklen Tälern.
Ich bin geschätzt und darf ab jetzt
befreiter leben, mir auch vergeben.
Nicht frei von Schuld, doch mit Geduld
nehm’ ich mich an — ganz ohne Scham.
Denn ich begreife, dass ich noch reife,
wachsen werde auf der Erde,
um zu sehen und zu verstehen,
dass der Nächste, ja, der Schwächste
auf mancher Flucht sich selber sucht.
Er scheint allein mit sich zu sein —
mit allen Pleiten, dunklen Seiten,
mit den Schwächen und Gebrechen.
Ich nehm’ ihn an und bleibe dran,
weil er erlaucht mein Ja auch braucht!
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Mensch-Sein
Der eine sieht in dir den Könner
oder auch den großen Gönner.
Der nächste hält dich für die Niete
und nennt dich manchmal Knalltüte.
Für einen bist du dann der Spinner;
der andre nennt dich auch Gewinner.
Dein Partner kost dich Schnuckelhase;
der Ex-Freund schimpft nur: Trübe Tasse.
Menschlich wirst du dem erscheinen,
der mit sich selber ist im Reinen,
der seine Gaben, Grenzen kennt,
sich selten „Lehrer“, „Loser“ nennt.
Wer ins Spiegelbild gesehen,
kann den Nächsten gut verstehen,
der durch Leid und manchen Schmerz
noch wachsen darf im eignen Herz.
Und so kannst du in jeder Seele
— womit sie sich auch heute quäle —
den großen Schatz in ihr auch sehen,
den Menschen als ein Mensch verstehen!

Versprechen
Wie oft hab‘ ich von euch gehört:
„Es reicht nicht aus; du bist nichts wert!“
Dadurch habt ihr mich sehr geprägt
und mich ganz langsam lahmgelegt.
Mir ist seitdem nichts mehr gelungen.
Ich hab’ mit Zweifeln nur gerungen.
Was ich bis heute nicht kapier’:
Dass ich mich selber so verlier’,
wenn Menschen solche Sätze sagen
und über mich ein Urteil wagen,
obwohl sie mich nicht richtig kennen
und gar nicht alles wissen können?
Was höre ich in diesen Stimmen?
Ich kann ja schließlich selbst bestimmen,
wenn so zu mir ein Mensch nun spricht,
ob ich ihm glaube oder nicht;
ich kann Motive hinterfragen
und mir selbst die Wahrheit sagen!
Es gibt den Einen, der mich hält
und der sich immer vor mich stellt.
Sein Wort hat mir das Heil gebracht.
Er sagt: „Du bist sehr gut gemacht!“
Ich glaube ihm und bleib’ mir treu;
das macht mich wirklich stark und frei!
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Wunder-Voll
Du bist eine Kostbarkeit –
seit jeher und für allezeit…
ob du dich auch dagegen wehrst
oder dich noch selbst entehrst,
ob du alt bist oder jung –
mit ganz viel oder wenig Schwung,
ob du in Dur singst oder Moll –
für Gott bist du stets wunder-voll!
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Stufen-Weise
Du bist die Leiter hochgeklettert,
hast oben alles fest im Griff.
Dann hast du Karten hingeblättert:
mein Haus, mein Auto und mein Schiff.
Du bist stolz nun auf dein Können —
auf alles das, was du geschafft,
möchtest dich von nichts mehr trennen,
denn du fühlst dich ehrenhaft.
Doch bald fällst du von der Leiter,
landest heftig auf dem Bauch.
Plötzlich weißt du nicht mehr weiter
und dein Selbstwert schwindet auch.
Dort ganz unten fragst du grämlich:
„Was bleibt mir noch? Wer bin ich nun?“
Deine Lage scheint erbärmlich —
du kannst nichts mehr zeigen, tun.
Lange wirst du überlegen,
hörst nun in dein Herz hinein
und du merkst auf deinen Wegen:
Es geht nur um dein Sein!
Gedichte über Schein und Sein

Gedichte über Schein und Sein
Ich krieg' die Krise
Mein Gott, ich krieg‘ die Krise
und steck‘ schon mittendrin.
Ich fühl‘ mich abgewiesen;
weiß nicht mehr, wer ich bin.
Ich habe mich verlaufen;
mir ist so viel missglückt.
Der große Scherbenhaufen
hat mich hier längst erdrückt.
Mein Gott, ich krieg‘ die Krise
und steck‘ schon mittendrin.
Ich will mich nicht verschließen
und find‘ doch keinen Sinn.
Im ganzen Durcheinander —
da fühl‘ ich mich allein.
Wenn ich durch‘s Tal nun wander‘,
wer wird noch bei mir sein?
Mein Gott, ich krieg‘ die Krise
und bin schon mittendrin.
Doch zieht mich ebendiese
noch näher zu dir hin.
Ich suche bei dir Hilfe,
viel Liebe und viel Trost.
Du holst mich aus der Tiefe;
es ist nichts ausweglos.
Mein Gott, ich krieg‘ die Krise
und bin noch mittendrin.
Das Scheitern ist die Wiese,
auf der bald Blumen blüh‘n.
Dort wächst bereits das Neue;
ich nehm‘ es in den Blick.
Du bist für mich der Treue,
für den ich den Strauß pflück‘!
Hiobsbotschaft
Die Hiobsbotschaft, die dich traf –
bringt dich nachts um deinen Schlaf.
Du bist allein und hoffnungslos.
Die Traurigkeit ist riesengroß.
Du weißt nicht, wie es weitergeht:
was dich noch hält, wer zu dir steht
und ob du nicht für immer wankst,
du jemals wieder lachen kannst…
Doch — Einer lässt dich nie allein,
will in den Nächten bei dir sein.
Er will dich trösten und begleiten,
erleidet mit dir wüste Zeiten.
Er gibt dir täglich neue Kraft,
die Durchhaltevermögen schafft.
Er hält Angst aus und den Zorn
und richte deinen Blick nach vorn.
Denn irgendwann bringt er die Wende.
Jedes Unglück nimmt ein Ende,
weil er Neues schaffen wird,
in Liebe dich ganz sanft berührt,
sodass die Nöte restlos schwinden.
Dann wirst du neue Freude finden.
Du bist gescheiter als zuvor,
gehst aus dem Leid gestärkt hervor!
Leid-Gedanken
Der Schicksalsschlag – er haut dich um.
Du bist verzweifelt. Fragst: „Warum?
Wieso, mein Gott, lässt du das zu,
obwohl ich täglich so viel tu,
um dir Ehre, Ruhm zu bringen
und manche Riesen zu bezwingen?“
Die Antwort kommt nicht an das Licht,
doch du hörst Gott, wie er nun spricht:
„Mein Kind, du bist mir treu ergeben.
Trotzdem kommt es vor – im Leben,
dass du durch dunkle Täler gehst,
auch wenn du das noch nicht verstehst.
In dieser Welt ist nichts perfekt.
Hat dich das so noch nicht erschreckt?
Solange du hier atmen kannst,
erlebst du Kummer, Schmerz und Angst.
Doch – du bist darin nicht allein;
ich werde stetig bei dir sein.
Ich stärke dich – in jedem Fall
und bin bei dir … auch in dem Tal;
Dann wische ich die Tränen fort
und führe dich – du hast mein Wort –
aus diesem Tal auch wieder raus,
begleitete dich ins Vaterhaus!“
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Blaue Flecken am Himmel
Der Himmel zeigt heut blaue Flecken —
nur dunkle Wolken, wo ich schau’.
Kein Sonnenstrahl ist zu entdecken;
es scheint hier alles grau in grau.
Dann prasselt Regen noch hernieder;
die Seele wird total durchnässt.
Ob sich der Himmel einmal wieder
ganz strahlend blau auch sehen lässt?
Ich stelle mich den blauen Flecken —
den Hämatomen in dem Herz.
Und wenn sie sich auch lang erstrecken,
so weicht allmählich doch der Schmerz.
Der Regen hat mein Herz gewaschen
und spült das Dunkle mit sich fort.
Es kann den Lichtstrahl schon erhaschen;
der Himmel wird ein Zufluchtsort.
Jetzt zeigt der Himmel blaue Flecken;
die Wolkendecke reißt nun auf.
Die Sonne wird auch Kräfte wecken;
ich lebe langsam wieder auf.
Die Hämatome sind verschwunden;
ich freu’ mich an des Himmels Blau
und habe mich darin gefunden,
weil ich dem Leben neu vertrau’!
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Gedankenschritte laufen
Gedankenschritte laufen
und sind in großer Hast;
sie wollen doch verschnaufen
und machen selten Rast.
Dann öffne ich die Türen
und lad’ sie zu mir ein.
Ich kann bewusst erspüren,
wer will gern bei mir sein.
Ich möchte dem vertrauen,
der Wahrheit mit sich bringt.
Denn er kann mich erbauen,
sodass die Seele singt.
Auch darf er korrigieren —
in Liebe mild und sacht,
zu Neuem animieren,
weil das beweglich macht.
Ich komme in die Gänge,
nehm’ den Gedanken mit.
Wir gehen ohne Zwänge
und halten langsam Schritt.
Im Fühlen und Beraten
verwandelt er sich bald.
Er kleidet sich in Taten —
mit Weisheit und mit Halt!

Gefühlsaufbrüche
Gefühle, die sich lang verkrochen,
sind in dir jetzt ausgebrochen.
Sie gehen laut und manchmal leise
auf ihre kleine Lebensreise.
Vom Herzen stürmen sie hinaus
und kommen ganz aus sich heraus.
Die Wut kriecht nun in deinen Bauch
und die Enttäuschung leider auch.
Die Trauer steht dir im Gesicht,
weil sie jetzt fast dein Herz zerbricht.
Die Angst legt sich auf deine Brust,
und in den Augen sieht man Frust.
Es gibt so viele Emotionen,
die unbemerkt in dir noch wohnen
und sich wünschen, doch zu fließen.
Das Lebensglück will sich ergießen —
auf deinen Leib, auf deine Seele,
damit es dir hier an nichts fehle.
Doch Fülle reift nur in dem Fühlen,
und sollte dich das erst aufwühlen,
bringt das danach doch den Frieden.
Du kannst glauben, hoffen, lieben,
spürst das Heil in dem Zerbruch,
denn du hast dich selbst besucht!
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Unbezahlbar
In meiner Hand habe ich hier
ein dünnes, kleines Stück Papier –
unerheblich, nutzlos, nichtig …
eigentlich auch gar nicht wichtig.
Doch die Bundesbank hat überlegt,
den Wert des Scheinchens festgelegt.
Fünfzig Euro – hoch geschätzt –
wurde für ihn durchgesetzt.
Nun kann ich diesen Geldschein halten
oder auch zusammenfalten,
kann ihn kräftig auch zerknüllen,
beschmutzen, schlagen, anbrüllen,
kann ihn feste treten, werfen
und die Falten noch verschärfen.
Doch er bleibt von uns begehrt:
Denn er behält ja seinen Wert!
Der Mensch – materiell betrachtet –
ist nicht wert, dass man ihn achtet.
Er besteht aus Wasser größtenteils,
aus Mineralien – ebenfalls.
Doch – der Schöpfer sagt ganz klar:
„Du bist gut und unbezahlbar,
weil ich dich liebe, um dich warb,
meinen Sohn auch für dich gab!
Mag sein, man hat dich ausgeschaltet,
oft genug zusammengefaltet,
fühlst dich missachtet und zerknüllt,
vielleicht nicht richtig ausgefüllt.
Doch ganz egal, was bisher war:
Für mich bist du ganz wunderbar –
Durch Jesus habe ich dich befreit.
Dein Wert steht fest – für alle Zeit!“
Gedichte über Schein und Sein
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Zwei Seiten
Es gibt zwei Seiten,
die mich begleiten —
durch dieses Leben …
auf allen Wegen.
Ich will sie vereinen
und nicht verneinen.
Sie gehören zu mir;
das bekenne ich hier …
Ich bin
dunkel und hell,
langsam und schnell,
hungrig und satt,
lebhaft und matt,
ärmlich und reich,
standhaft und weich,
müde und wach,
kraftvoll und schwach,
aufrecht und krumm,
lauthals und stumm,
riesig und klein,
schuldig und rein …
Das Heile, die Schrammen
bringt Einer zusammen —
der bei mir verweilt,
mit mir alles teilt —
ohne Wenn und Aber:
mein Lebensliebhaber!
Ich danke ihm jetzt,
dass er mich so schätzt!
Gut genug
Du warst lange auf der Flucht —
vor dir selbst, vor deinem Leben.
Du hast Bestätigung gesucht,
dir keine Zuwendung gegeben.
Du hast dich stetig aufgerafft,
drehst dich immerzu in Kreisen,
hast dann dich dabei geschafft,
willst es andern nur beweisen.
Ja, du bist nicht ganz perfekt;
du bist einzigartig anders.
Hier und dort ist ein Defekt.
Trotzdem bist du doch besonders.
Denn du bist ein Einzelstück,
musst mit keinem dich vergleichen.
Du hast Stärken und Geschick,
Schönheitsfehler auch desgleichen.
Du bist Licht und Dunkelheit,
machst die Nacht ein wenig heller,
bist mit dir nicht mehr entzweit;
du wirst individueller,
nimmst dein Können in den Blick
und gestaltest Zug um Zug.
Du entdeckst darin dein Glück:
Du bist du, bist gut genug!
Kontraste
Nur wer fällt, kann sich erheben.
Wer tausend Tode stirbt, schätzt Leben.
Im Schatten lernt man’s Licht erst lieben.
Und wer Verluste kennt, kann siegen.
Drum stehe ich zu meinen Schwächen
zu meinem Scheitern, den Gebrechen,
trag‘ mit Stolz die Schrammen, Narben,
denn Gott bringt in die Schwärze Farben.
Er ist mein Ziel, er ist die Kraft,
mein Licht, mein Halt, die Leidenschaft.
Er gibt auch Wunder in die Wunden
und lässt mich in dem Heil gesunden!
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Sein und Werden
Ich darf sein und auch noch werden,
solange ich hier bin auf Erden.
Ich lebe nicht, um nur zu schmeicheln
und Menschen etwas vorzuheucheln,
mich durch Werke oder Zeichen
mit den andern zu vergleichen,
weil ich Gottes Gunst genieße,
seine Liebe jetzt erschließe.
Gott hat längst um mich geworben,
ist für mich am Kreuz gestorben.
In ihm bin ich echt – vollwertig.
Er ist mir nahe … gegenwärtig,
sodass er meine Schritte lenkt,
mit der Freiheit mich beschenkt,
das, was er mir gibt, zu geben
und authentisch hier zu leben!
Gedichte über Schein und Sein
(Aus)Flug
Bist du einmal hingefallen,
bleibe nicht am Boden liegen.
Höre auf, dich festzukrallen.
Du kannst trotzdem wieder fliegen.
Stehe auf, suche den Hügel,
sieh nach oben, laufe los!
Spanne endlich deine Flügel –
schwebe… Das ist grandios!
Denn dazu bist du berufen –
egal, was dir bisher geschah,
wie dich andere einstufen…
Ich bin auf ewig für dich da.
Erschrecke nicht vor einem Fall.
Niemals lass’ ich dich allein.
Ich halt‘ dich immer, überall.
Denn ich will dein Fallschirm sein.
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Wendung
Es gibt so manchen Grund zum Fallen
und am Boden aufzuprallen –
was lahmlegt, die Bewegung raubt,
sodass der Glaube auch verstaubt.
Lande ich mal auf dem Bauch,
mache ich es mir zum Brauch,
mich umzudrehen – auf den Rücken.
So kann ich in den Himmel blicken,
mich getrost geschlagen geben,
wieder aufstehen und erleben,
wie Einer mir die Hände reicht
und nicht von meiner Seite weicht,
mir neue Perspektiven gibt,
weil er bedingungslos mich liebt!
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Im Leben kriegt man nichts geschenkt
„Im Leben kriegt man nichts geschenkt!“
Du glaubtest diesen Worten.
So hattest du dich abgekämpft
und warst auch viel am Horten.
Du musstest ständig etwas tun
und Menschen viel beweisen.
Es fehlte Zeit, um auszuruhen;
du drehtest dich in Kreisen.
Du hattest wirklich viel geschafft —
mit deinen beiden Händen.
Dir fehlte irgendwann die Kraft;
der Schein konnte nur blenden.
Dann stürzten Kartenhäuser ein;
du sahst nur noch die Trümmer,
sortiertest langsam Stein für Stein.
Vorbei war das Geflimmer.
„Im Leben kriegt man nichts geschenkt!“
Das hältst du jetzt für Schwindel.
Du bist heut nicht mehr abgelenkt;
hast Weisheit fast gebündelt:
Das Kostbarste gibt es ganz umsonst,
das kannst du nicht erwerben,
weil du von oben es bekommst —
tagtäglich hier auf Erden.
Gesundheit, Schlaf, die Lebenszeit
und Gnade sondergleichen,
viel Kraft und Mut, auch Fröhlichkeit,
in Trauer Hoffnungszeichen,
die Liebe mancher Menschen hier
und Gottes Wort, das Wege lenkt …
Du bist sehr dankbar jetzt dafür:
Dir wird unheimlich viel geschenkt!
Gedichte über Schein und Sein

Irgendwann beginnt im Jetzt
Irgendwann
lebst du endlich deine Träume,
lässt das Gestern Gestern sein,
öffnest Fenster deiner Räume,
spürst der Sonne hellen Schein.
Irgendwann
erinnerst du dich an das Schöne,
das du auch erfahren hast —
an das viele Angenehme,
was inzwischen schon verblasst.
Irgendwann
siehst du nicht mehr in die Zukunft,
lässt das Morgen Morgen sein.
Du erspürst des Lebens Gunst
und stellst dich aufs Vertrauen ein.
Irgendwann
lebst du nicht von deiner Ahnung,
wie alles kommt, was dann wohl wär’,
lässt das Horten und die Planung,
jagst dem Glück nicht hinterher.
Irgendwann
willst du gar nichts mehr aufschieben,
weil du das Hier und Heute schätzt.
Du willst leben und auch lieben.
Das Irgendwann beginnt im Jetzt!
Nur im Jetzt kannst du was lenken;
hört das Warten endlich auf.
Nur im Jetzt kannst du verschenken;
stehst du für das Gute auf.
Nur im Jetzt kannst du dich regen;
dich braucht deine kleine Welt.
Nur im Jetzt kannst du sie prägen,
weil dein Licht sie auch erhellt!

Das Lebensbuch
Dieses Buch mit ein paar Seiten
hast du schon ganz oft gelesen,
kannst den Inhalt für dich deuten,
weißt um Titel und die Thesen.
Doch du bist nicht weit gekommen,
nach einem Punkt war immer Schluss,
sahst die Sätze nur verschwommen,
hieltst, was folgt, nur noch für Stuss.
Und nun liegt es in der Ecke —
ganz vergilbt und auch verstaubt.
Auf dem Umschlag wenig Flecken,
hast dir’s Blättern nie erlaubt.
Dieses Buch — das ist dein Leben;
du hast den Stift in deiner Hand.
Er ist von oben dir gegeben.
Und darum schreib’ den Sammelband.
Mach’ daraus eine Geschichte
und setz’ die neue Überschrift.
Tag und Nacht bieten Gedichte;
alles, was dein Sein betrifft.
Wage dich an die Kapitel,
die du längst schon buchstabiert.
Gib’ dem Leben einen Titel,
der dem Buch dann würdig wird!
Gedichte über Schein und Sein
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Scherben bringen Glück
Hat jenes Sprichwort recht:
Scherben bringen Glück?
Ich finde es nur schlecht —
gibt es ein Missgeschick!
Ich mag das Ganze, Heile;
es strahlt in meine Welt.
Zerstörte Einzelteile
erweisen nur, was fehlt.
Was sollen nun die Scherben;
wo birgt sich darin Glück?
Die Brüche, das Verderben
verblenden meinen Blick.
Ich nehme die Fragmente
und schau’ sie näher an.
Die vielen Elemente
sind kurz und klein — und lang.
Ich achte die Bruchstücke,
verarbeite den Schmerz,
gönn’ mir den Mut zur Lücke.
Gestärkt ist bald mein Herz.
Das Alte ist zerronnen;
ich leg’ ein Mosaik.
Das Neue hat begonnen;
im Deuten liegt das Glück!
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Du bist geschickt
Du bist geschickt
und reich bedacht.
Du bist ein Glück,
sehr gut gemacht.
Keiner ist so,
wie du hier bist!
Drum sei nur froh:
Du bist begrüßt!
Du bist geschickt
und angeseh’n.
Das ist ein Glück,
kannst zu dir steh’n.
Bedingungslos
bist du geliebt.
Drum denke groß,
sei nicht betrübt.
Du bist geschickt
in diese Welt.
Du bist ein Glück,
von Gott erwählt.
Du hast so viel,
was in dir steckt.
Zeig’ dein Profil,
bleib nicht versteckt.
Du bist geschickt
und sehr begabt.
Das ist ein Glück.
Du bist gefragt.
Du packst mit an,
gibst, was du hast.
Mit dem Elan
weicht manche Last!

Was wir widerspiegeln
Schaust du manchmal in den Spiegel
und hast du schon einmal gedacht:
„Das ist ein echtes Gütesiegel —
ich bin wunderbar gemacht!?“
Wie häufig nörgelst du herum?
Das Haar ist dünn, die Nase krumm.
Das Grübchen stört dich im Gesicht
und vielleicht auch dein Gewicht.
Du hast Wunden, Narben, Risse.
Doch — das sind nur die Umrisse,
deine feinen Eigenheiten.
Es zählt doch mehr die Innenseite.
Denn da ist der Experte;
er gibt dir eigne Werte:
die Würde, die unantastbar bleibt…
trotz deiner Unvollkommenheit.
Er schaut mit Milde, sieht dich ganz —
mit allen Scherben, mit dem Glanz.
Nichts kann dir die Schönheit rauben
So sieh dich doch mit seinen Augen.
Du bist sein Ebenbild, ein Sieger
und spiegelst vieles von ihm wider!
Gedichte über Schein und Sein

Gedichte über Schein und Sein
Ich schaue nach ...
Ich schaue nach hinten,
lass das Gewesene los.
Ich kann überwinden,
denn ich bin jetzt groß.
Ich werde im Herzen
das Gute behalten,
das Leid so verschmerzen;
ich trenn’ mich vom Alten.
Ich schaue nach innen
und staune nur schier.
Ich will mich besinnen:
Ein König wohnt hier.
Er will mich nicht knechten,
hält mich niemals klein.
Auch in meinen Nächten
will er mein Licht sein.
Ich schaue nach vorne.
Das Herz wird ganz weit,
hab’ so viel bekommen,
was mir Flügel verleiht.
Ich fühle das Freie
und geh’ Schritt für Schritt,
entdecke das Neue.
Und du kommst ja mit.
Ich schaue nach oben
und darf hier noch hoffen.
So will ich dich loben;
der Himmel ist offen.
Ich habe den Glauben;
mich erwartet noch viel.
Nichts kann das rauben,
denn du bist mein Ziel!
Neues wagen
Fehler machen,
daraus lernen,
wieder lachen —
herzerwärmend.
Weiter blicken,
größer denken,
niederbücken,
Tiefe schenken.
Neues wagen,
was riskieren,
nichts vertagen,
sich verlieren
und auch finden,
Angst besiegen,
Licht entzünden,
Herzen lieben.
Große Träume,
vorwärts gehen,
weite Räume
Schönes sehen,
sich entfalten
und hingeben,
nun gestalten,
sinnvoll leben.
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