Gedichte über Schein und Sein
Gedichte über Schein und Sein
Reime über unsere Identität

Gedichte über Schein und Sein
Das große Ja
Es war stets da: Das große Ja,
was auch mir gilt und mich erfüllt.
Es lädt mich ein, ich selbst zu sein,
mit meinen Werken und meinen Stärken,
mit allen Fehlern, in dunklen Tälern.
Ich bin geschätzt und darf ab jetzt
befreiter leben, mir auch vergeben.
Nicht frei von Schuld, doch mit Geduld
nehm’ ich mich an — ganz ohne Scham.
Denn ich begreife, dass ich noch reife,
wachsen werde auf der Erde,
um zu sehen und zu verstehen,
dass der Nächste, ja, der Schwächste
auf mancher Flucht sich selber sucht.
Er scheint allein mit sich zu sein —
mit allen Pleiten, dunklen Seiten,
mit den Schwächen und Gebrechen.
Ich nehm’ ihn an und bleibe dran,
weil er erlaucht mein Ja auch braucht!
Gedichte über Schein und Sein
Wert-reich
Wer bin ich ohne jeden Titel,
wenn ich hier keine Rolle spiel‘?
Wer bin ich ohne Arbeitskittel
wenn keiner etwas von mir will?
Wer bin ich ohne jede Mittel —
nehm‘ ich von anderen nur viel?
Die Fragen haben mich gequält …
Doch ich erspürte, was hier zählt:
Gott schuf mich als sein Ebenbild.
Und weil es mir in dieser Welt
an seiner Gnade niemals fehlt,
ist er es, der mich trägt und hält.
Mit Liebreiz hat mich er erdacht;
am Kreuz trug er auch meine Schmach.
Drum hält er nicht darüber Wacht,
wie viel ich leiste, schon vollbracht.
Er zieht mein Sein mehr in Betracht;
mein Wert bleibt ewig ausgemacht!
Special Guest
Als du das Licht der Welt erblickt,
da war dein Schöpfer so entzückt,
dass er sich kurz vor dir verbeugte
und auf dein kleines Bäuchlein zeigte.
Man hörte ihn, wie er mit Macht
ganz leise, lächelnd zu dir sprach:
„Ich hab’ mir einen Wunsch erfüllt:
Ich schuf dich — als mein Ebenbild,
so ganz brillant und wunderbar;
du bist ein Einzelexemplar!“
So sieh’ dich doch mit Gottes Blick:
Du bist ein echtes Meisterstück —
ein Original, ein Unikat,
das so viel von dem Meister hat.
Drum höre auf, dich zu vergleichen;
gedenke mehr an Gottes Zeichen:
das kleine Loch in deinem Bauch!
Du bist auch hier durch seinen Hauch —
sein Atem, der dich leben lässt …
auf Erden hier als „Special Guest“!
Gedichte über Schein und Sein
Wunder-Voll
Du bist eine Kostbarkeit –
seit jeher und für allezeit…
ob du dich auch dagegen wehrst
oder dich noch selbst entehrst,
ob du alt bist oder jung –
mit ganz viel oder wenig Schwung,
ob du in Dur singst oder Moll –
für Gott bist du stets wunder-voll!
Gedichte über Schein und Sein
Hiobsbotschaft
Die Hiobsbotschaft, die dich traf –
bringt dich nachts um deinen Schlaf.
Du bist allein und hoffnungslos.
Die Traurigkeit ist riesengroß.
Du weißt nicht, wie es weitergeht:
was dich noch hält, wer zu dir steht
und ob du nicht für immer wankst,
du jemals wieder lachen kannst…
Doch — Einer lässt dich nie allein,
will in den Nächten bei dir sein.
Er will dich trösten und begleiten,
erleidet mit dir wüste Zeiten.
Er gibt dir täglich neue Kraft,
die Durchhaltevermögen schafft.
Er hält Angst aus und den Zorn
und richte deinen Blick nach vorn.
Denn irgendwann bringt er die Wende.
Jedes Unglück nimmt ein Ende,
weil er Neues schaffen wird,
in Liebe dich ganz sanft berührt,
sodass die Nöte restlos schwinden.
Dann wirst du neue Freude finden.
Du bist gescheiter als zuvor,
gehst aus dem Leid gestärkt hervor!
Blaue Flecken am Himmel
Der Himmel zeigt heut blaue Flecken —
nur dunkle Wolken, wo ich schau’.
Kein Sonnenstrahl ist zu entdecken;
es scheint hier alles grau in grau.
Dann prasselt Regen noch hernieder;
die Seele wird total durchnässt.
Ob sich der Himmel einmal wieder
ganz strahlend blau auch sehen lässt?
Ich stelle mich den blauen Flecken —
den Hämatomen in dem Herz.
Und wenn sie sich auch lang erstrecken,
so weicht allmählich doch der Schmerz.
Der Regen hat mein Herz gewaschen
und spült das Dunkle mit sich fort.
Es kann den Lichtstrahl schon erhaschen;
der Himmel wird ein Zufluchtsort.
Jetzt zeigt der Himmel blaue Flecken;
die Wolkendecke reißt nun auf.
Die Sonne wird auch Kräfte wecken;
ich lebe langsam wieder auf.
Die Hämatome sind verschwunden;
ich freu’ mich an des Himmels Blau
und habe mich darin gefunden,
weil ich dem Leben neu vertrau’!
Gedichte über Schein und Sein
Das Kinderspiel "Verstecken"
Du spieltest oft „Verstecken“;
das war ein Kinderspiel,
wenn Freunde nicht entdeckten,
wo es dir jetzt gefiel.
Sie drehten viele Runden
und suchten hier und dort.
Du wurdest nie gefunden
an dem geheimen Ort.
Und war niemand zugegen,
so eiltest du herbei.
Denn das kam dir gelegen:
Nun klopftest du dich frei.
Das Kinderspiel „Verstecken“
spielst du auch heute oft.
Es lässt dich noch erschrecken,
wenn dich dein Schöpfer ruft.
Du kannst dich sehen lassen —
trotz deiner Schuld und Scham.
Gott will dich nie verlassen,
weil er sie übernahm.
Nun lauf‘ in seine Arme;
das Alte ist vorbei.
Er will sich dir erbarmen
und spricht dich wahrhaft frei!
Gefühlsaufbrüche
Gefühle, die sich lang verkrochen,
sind in dir jetzt ausgebrochen.
Sie gehen laut und manchmal leise
auf ihre kleine Lebensreise.
Vom Herzen stürmen sie hinaus
und kommen ganz aus sich heraus.
Die Wut kriecht nun in deinen Bauch
und die Enttäuschung leider auch.
Die Trauer steht dir im Gesicht,
weil sie jetzt fast dein Herz zerbricht.
Die Angst legt sich auf deine Brust,
und in den Augen sieht man Frust.
Es gibt so viele Emotionen,
die unbemerkt in dir noch wohnen
und sich wünschen, doch zu fließen.
Das Lebensglück will sich ergießen —
auf deinen Leib, auf deine Seele,
damit es dir hier an nichts fehle.
Doch Fülle reift nur in dem Fühlen,
und sollte dich das erst aufwühlen,
bringt das danach doch den Frieden.
Du kannst glauben, hoffen, lieben,
spürst das Heil in dem Zerbruch,
denn du hast dich selbst besucht!
Gedichte über Schein und Sein
Gedichte über Schein und Sein
Unbezahlbar
In meiner Hand habe ich hier
ein dünnes, kleines Stück Papier –
unerheblich, nutzlos, nichtig …
eigentlich auch gar nicht wichtig.
Doch die Bundesbank hat überlegt,
den Wert des Scheinchens festgelegt.
Fünfzig Euro – hoch geschätzt –
wurde für ihn durchgesetzt.
Nun kann ich diesen Geldschein halten
oder auch zusammenfalten,
kann ihn kräftig auch zerknüllen,
beschmutzen, schlagen, anbrüllen,
kann ihn feste treten, werfen
und die Falten noch verschärfen.
Doch er bleibt von uns begehrt:
Denn er behält ja seinen Wert!
Der Mensch – materiell betrachtet –
ist nicht wert, dass man ihn achtet.
Er besteht aus Wasser größtenteils,
aus Mineralien – ebenfalls.
Doch – der Schöpfer sagt ganz klar:
„Du bist gut und unbezahlbar,
weil ich dich liebe, um dich warb,
meinen Sohn auch für dich gab!
Mag sein, man hat dich ausgeschaltet,
oft genug zusammengefaltet,
fühlst dich missachtet und zerknüllt,
vielleicht nicht richtig ausgefüllt.
Doch ganz egal, was bisher war:
Für mich bist du ganz wunderbar –
Durch Jesus habe ich dich befreit.
Dein Wert steht fest – für alle Zeit!“
Gedichte über Schein und Sein
Zwei Seiten
Es gibt zwei Seiten, die mich begleiten —
durch dieses Leben … auf allen Wegen.
Ich will sie vereinen und nicht verneinen.
Sie gehören zu mir; das bekenne ich hier …
Ich bin
dunkel und hell, langsam und schnell,
hungrig und satt, lebhaft und matt,
ärmlich und reich, standhaft und weich,
müde und wach, kraftvoll und schwach,
aufrecht und krumm, lauthals und stumm,
riesig und klein, schuldig und rein …
Das Heile, die Schrammen bringt Einer zusammen —
der bei mir verweilt, mit mir alles teilt —
ohne Wenn und Aber: mein Lebensliebhaber!
Ich danke ihm jetzt, dass er mich so schätzt!
Gut genug
Du warst lange auf der Flucht —
vor dir selbst, vor deinem Leben.
Du hast Bestätigung gesucht,
dir keine Zuwendung gegeben.
Du hast dich stetig aufgerafft,
drehst dich immerzu in Kreisen,
hast dann dich dabei geschafft,
willst es andern nur beweisen.
Ja, du bist nicht ganz perfekt;
du bist einzigartig anders.
Hier und dort ist ein Defekt.
Trotzdem bist du doch besonders.
Denn du bist ein Einzelstück,
musst mit keinem dich vergleichen.
Du hast Stärken und Geschick,
Schönheitsfehler auch desgleichen.
Du bist Licht und Dunkelheit,
machst die Nacht ein wenig heller,
bist mit dir nicht mehr entzweit;
du wirst individueller,
nimmst dein Können in den Blick
und gestaltest Zug um Zug.
Du entdeckst darin dein Glück:
Du bist du, bist gut genug!
Gedichte über Schein und Sein
Gedichte über Schein und Sein
(Aus)Flug
Bist du einmal hingefallen,
bleibe nicht am Boden liegen.
Höre auf, dich festzukrallen.
Du kannst trotzdem wieder fliegen.
Stehe auf, suche den Hügel,
sieh nach oben, laufe los!
Spanne endlich deine Flügel –
schwebe… Das ist grandios!
Denn dazu bist du berufen –
egal, was dir bisher geschah,
wie dich andere einstufen…
Ich bin auf ewig für dich da.
Erschrecke nicht vor einem Fall.
Niemals lass’ ich dich allein.
Ich halt‘ dich immer, überall.
Denn ich will dein Fallschirm sein.
Bauchlandung
Es gibt so manchen Grund zum Fallen
und am Boden aufzuprallen –
was lahmlegt, die Bewegung raubt,
sodass der Glaube auch verstaubt.
Lande ich mal auf dem Bauch,
mache ich es mir zum Brauch,
mich umzudrehen – auf den Rücken.
So kann ich in den Himmel blicken,
mich getrost geschlagen geben,
wieder aufstehen und erleben,
wie Einer mir die Hände reicht
und nicht von meiner Seite weicht,
mir neue Perspektiven gibt,
weil er bedingungslos mich liebt!
Geschenkt
„Im Leben kriegt man nichts geschenkt!“
Du glaubtest diesen Worten.
So hattest du dich abgekämpft
und warst auch viel am Horten.
Du musstest ständig etwas tun
und Menschen viel beweisen.
Es fehlte Zeit, um auszuruhen;
du drehtest dich in Kreisen.
Du hattest wirklich viel geschafft —
mit deinen beiden Händen.
Dir fehlte irgendwann die Kraft;
der Schein konnte nur blenden.
Dann stürzten Kartenhäuser ein;
du sahst nur noch die Trümmer,
sortiertest langsam Stein für Stein.
Vorbei war das Geflimmer.
„Im Leben kriegt man nichts geschenkt!“
Das hältst du jetzt für Schwindel.
Du bist heut nicht mehr abgelenkt;
hast Weisheit fast gebündelt:
Das Kostbarste gibt es ganz umsonst,
das kannst du nicht erwerben,
weil du von oben es bekommst —
tagtäglich hier auf Erden.
Gesundheit, Schlaf, die Lebenszeit
und Gnade sondergleichen,
viel Kraft und Mut, auch Fröhlichkeit,
in Trauer Hoffnungszeichen,
die Liebe mancher Menschen hier
und Gottes Wort, das Wege lenkt …
Du bist sehr dankbar jetzt dafür:
Dir wird unheimlich viel geschenkt!
Gabseligkeiten
Mein neues „Mehr“ heißt weniger,
denn das hält mich lebendiger
und macht mich frei vom Haben müssen.
Ich kann mein Dasein frei genießen
und gebe dankbar darauf acht,
was mich jetzt gerade glücklich macht.
Mein neues „Mehr“ heißt weniger,
denn so werde ich ruhiger.
Ich muss nicht mehr in meinem Leben
nach „höher“ — weiter — schneller“ streben
und kann froh meine Tiefe weiten …
dank Gottes Hab-, Gabseligkeiten!
Gedichte über Schein und Sein
Scherben bringen Glück
Hat jenes Sprichwort recht:
Scherben bringen Glück?
Ich finde es nur schlecht —
gibt es ein Missgeschick!
Ich mag das Ganze, Heile;
es strahlt in meine Welt.
Zerstörte Einzelteile
erweisen nur, was fehlt.
Was sollen nun die Scherben;
wo birgt sich darin Glück?
Die Brüche, das Verderben
verblenden meinen Blick.
Ich nehme die Fragmente
und schau’ sie näher an.
Die vielen Elemente
sind kurz und klein — und lang.
Ich achte die Bruchstücke,
verarbeite den Schmerz,
gönn’ mir den Mut zur Lücke.
Gestärkt ist bald mein Herz.
Das Alte ist zerronnen;
ich leg’ ein Mosaik.
Das Neue hat begonnen;
im Deuten liegt das Glück!
Das Lebensbuch
Dieses Buch mit ein paar Seiten
hast du schon ganz oft gelesen,
kannst den Inhalt für dich deuten,
weißt um Titel und die Thesen.
Doch du bist nicht weit gekommen,
nach einem Punkt war immer Schluss,
sahst die Sätze nur verschwommen,
hieltst, was folgt, nur noch für Stuss.
Und nun liegt es in der Ecke —
ganz vergilbt und auch verstaubt.
Auf dem Umschlag wenig Flecken,
hast dir’s Blättern nie erlaubt.
Dieses Buch — das ist dein Leben;
du hast den Stift in deiner Hand.
Er ist von oben dir gegeben.
Und darum schreib’ den Sammelband.
Mach’ daraus eine Geschichte
und setz’ die neue Überschrift.
Tag und Nacht bieten Gedichte;
alles, was dein Sein betrifft.
Wage dich an die Kapitel,
die du längst schon buchstabiert.
Gib’ dem Leben einen Titel,
der dem Buch dann würdig wird!
Ich schaue nach ...
Ich schaue nach hinten,
lass das Gewesene los.
Ich kann überwinden,
denn ich bin jetzt groß.
Ich werde im Herzen
das Gute behalten,
das Leid so verschmerzen;
ich trenn’ mich vom Alten.
Ich schaue nach innen
und staune nur schier.
Ich will mich besinnen:
Ein König wohnt hier.
Er will mich nicht knechten,
hält mich niemals klein.
Auch in meinen Nächten
will er mein Licht sein.
Ich schaue nach vorne.
Das Herz wird ganz weit,
hab’ so viel bekommen,
was mir Flügel verleiht.
Ich fühle das Freie
und geh’ Schritt für Schritt,
entdecke das Neue.
Und du kommst ja mit.
Ich schaue nach oben
und darf hier noch hoffen.
So will ich dich loben;
der Himmel ist offen.
Ich habe den Glauben;
mich erwartet noch viel.
Nichts kann das rauben,
denn du bist mein Ziel!
Gedichte über Schein und Sein