Liebe Frau Schumacher!
Vielen Dank für Ihre ermutigende Autobiografie. Die vielen kleinen stilistischen Mittel, die Sie scheinbar leichthändig beherrschen, machten das Buch zu einem Lesegenuss.
Mir fiel an Ihrem Buch auf, wie stark Sie die meiste Zeit Ihres Lebens gewesen sein müssen. Die so eindringlich beschriebenen Kindheitserfahrungen mit Ihren Eltern, vor denen Sie nicht nur sinnbildlich „kriechen“ mussten, zeigen mir Ihr großes Herz. Wie kann man solche Demütigungen und Verletzungen, ohne zu zerbrechen, ertragen? Ich finde es erstaunlich und bewundernswert, dass Sie zum Glauben finden konnten, obwohl Ihnen durch Ihre Herkunftsfamilie quasi gar keine Grundlage für Liebe und Vertrauen mitgegeben wurde.
Ihre Lebensgeschichte liest sich wie ein Krimi: Schon mit 2 Jahren kamen Sie in eine unpassende Umgebung, die wenig Erbauliches erwarten ließ. Woher schon in so jungen Jahren die Motivation kommt, das Beste aus den Umständen zu machen, fände ich interessant zu erfahren.
Am spannendsten ist natürliche die Frage, der Sie mit viel Geduld und Hartnäckigkeit nachgehen, wie es zur Behinderung kam. Das Familiengeheimnis schlechthin. Am Anfang scheint es, dass alle Bemühungen in diese Richtung auf so große Feindseligkeit stoßen, dass natürlich die Vermutung aufkommt, dass da etwas faul ist an der Geschichte Ihrer körperlichen Behinderung von Geburt an. Trotz einiger schöner Momente mit Freunden und Großeltern ließ Sie diese Frage nicht los. Als dann der letzte „Mitwisser“ auf dem Sterbebett das Geheimnis lüften wollte, blieben Sie wiederum informationslos zurück.
Umso versöhnlicher liest sich das Ende des Buches: Durch das Verständnis für die Biografien Ihrer Verwandten, konnten Sie Frieden mit ihnen schließen. Ich finde es beachtlich, was ein Glaube im Herzen bewirken kann: die Zuversicht, dass alles schon seine Ordnung hat, und zur Not ist Gott ja da!
Mit freundlichen Grüßen
Hanka Peipert